Wieder einmal zufällig entdeckte ich auf Youtube hervorragende junge Musiker, die durch ein sehr hohes spielerisches und musikalisches Niveau hervorstechen und begeistern. Ich glaube ich habe „Violinen-Musik-Videos“ (evtl. Jason Yang oder Tobias Feldmann) auf Youtube gesehen und bin dann über die Videovorschläge auf das Video 9 year old plays banjo on David Letterman Show gestoßen. Seitdem bin ich von den Sleepy Man Banjo Boys schwer begeistert. Die aus den USA/New Yersey kommenden drei Brüder musizieren zusammen, schon mal das ist („in heutiger Zeit“) etwas besonderes, und spielen nicht Rock oder Hip Hop, sondern Blugrass Musik. Jonny, Robbie & Tommy Mizzone spielen jeweils Banjo, Geige und Gitarre.
Bluegrass ist eine (Volks-) Musikstilrichtung bzw. Spiel- und Interpretationsweise euroamerikanischer Volksmusik, die in den USA Ende der 1930er/Anfang der 1940er Jahre vom Sänger und Mandolinisten Bill Monroe (1911-1996) entwickelt wurde. Geographisch sei der Entstehungsort hauptsächlich im traditionsreichen Gebiet des Appalachen-Gebirges anzusiedeln.[1] Aus dem Wikipedia-Artikel zu Blugrass geht hervor, dass zu dieser Zeit Monroe mit „Old-Time-Fiddle- und Hillbilly-Stücken, angloamerikanischen Balladen, afroamerikanischer Tanzmusik und traditionellem Gospel-Harmoniegesang“ experimentiert hätte. Ich höre aus vielen Blugrass Stücken, jedoch auch (vor allem) irische/schottische Elemente heraus, was sich auch mit der Beschreibung in Peter Wickes Handbuch der populären Musik deckt: „Im wesentlichen handelt es sich dabei um Tanzlieder, Balladen und Tänze eigentlich schottischen, irischen und englischen Ursprungs, die Monroe mit einem stark synkopierten Rhythmus afroamerikanischer Prägung versah und im virtuosen Gegeneinanderspiel von Mandoline, Fiddle (Violine) und Banjo spannungsreich und voller Dynamik zeitgemäß zu interpretieren wusste. Die Gitarre lieferte die Akkordbegleitung dazu, während der Bass den Rhythmus unterstützte. Der zum Teil auch mehrstimmig entfaltete Gesang wies die typische Eigenart der Lieder aus den Appalachen auf – das hohe, nasale Vokalisieren. Später verschob sich dann die Proportionen im Repertoire der Bands zugunsten von Eigenkompositionen. Charakteristisch wurde ein Besetzungsmodell von vier bis sieben Sängern, die sich mit akustischen Saiteninstrumenten selbst begleiteten; in der Regele Gitarre und/oder Bass als Rhythmusinstrumente, Fiddle, Banjo, Mandoline, zweite Gitarre oder Steel-Guitar als Melodieinstrumente . Zwischen den Striophen folgen wie im Jazz alternierende Instrumentalsoli. Gespielt wird im Double-Time-Metrum mit deutlich akzentuiertem After-Beat und ausgeprägter Offbeat-Spielweise.“[2]
Der im Wikipedia-Beitrag verwendete Begriff „angloamerikanisch“ ist in diesem Zusammenhang zu schwammig bzw. zu undifferenziert. Nun, ich denke mal, dass der Wikipedia-Artikel nicht auf Vollständigkeit zielt. Unter dem Diskussionsreiter findet man diesbezüglich schon konkretere (ungesicherte) Informationen „Die Musikrichtung (Fiddle) haben Irische Einwanderer mitgebracht. Eine große Rolle spielten auch die Carters Family mit. http://de.wikipedia.org/wiki/Carter_Family Sie fingen schon 1927 an. Noch heute werden im Bluegrass viele Lieder von Ihnen gespielt.“ Dort ist auch eine Meinungsverschiedenheit bezüglich der Nennung von wichtigen zeitgenössische Musiker dieses Genres erkennbar: Gehören die Sleepy Man Banjo Boys dazu oder nicht? Sowohl der Wikipedia-Eintrag als auch der Artikel von Peter Wicke geben u.a. als Literatur Rosenberg, Neil V.: Bluegrass : a history an. Neben Bluegrass existiert übrigens noch so seit den 1970er die Richtung Progressive Bluegrass – eine Popvariante .
Die Sleepy Man Banjo Boys haben „natürlich“ bereits zwei eigene Alben (America’s Music – September 2011 und The Farthest Horizon – Oktober dieses Jahres). Ebenso haben sie viele Auftritte hinter sich: Sie traten u.a. bei der Late Show with David Letterman, der Show von Mike Huckebee in Nashville auf dem Martin Guitar IBMA Showcase, mehreren Bluegrass-Festivals und sogar der Carnegie Hall auf! Alle drei Jungs beherrschen ihre Instrumente (nicht umgekehrt) hervorragend und das trotz ihres Alters. Wenn man sie nur spielen hört & nicht sieht, denkt man es seien Profis am Werk – sie spielen ihre Instrumente mit einer (äußerlichen) Leichtigkeit, die einfach nur verblüfft und einen ungläubig staunen lässt. Der erst einmal etwas skurril wirkende Name der Gruppe ist übrigens darauf zurückzuführen, dass für Jonny das Banjo so schwer ist, dass er in seinem Bett mit geschlossenen Augen auf dem Rücken liegt (lag) und dabei spielt. Was für mich eher nebensächlich ist, sind die Aufrufe aller Videos des Bluegrasstrios – was in diesem Fall aber zeigt, dass Qualität – in der so wie ich finde Gedudel-Landschaft – auch noch sehr gut ankommt und geschätzt wird. Alle Videos zusammen gezählt ergeben über 13 Millionen aufrufe!! Diese blutjunge (15, 13 & 10 Jahre alt – Stand Dezember 2012) und dabei so professionell wirkende fantastische Musikformation hat es mehr als verdient & es macht so viel Spaß ihnen zuzuhören und zuzusehen. Hört selbst!